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Fritz the cat

Geschichten, die das Golferleben schrieb...

Hinter dem Blogger “Fritz the cat” versteckt sich ein ASGI-Golfspieler, der bereits viele Turniererfahrung gesammelt und somit viele Geschichten zu erzählen hat.

Viel Spass beim Lesen seiner abenteuerlichen Golfrunden.
 

16. Aborigine-Golf

Es geschah an einem Sommer-Vormittag im August 2022 in Crans-sur-Sierre.

Meine Flight-Partnerin und ich hatten uns für das ASGI Crans Open angemeldet. Um unsere Knochen und das Drumherum vorher in Schwung zu bringen und die weissen Kugeln an uns zu gewöhnen, beschlossen wir, auf dem 9 Loch-Platz Jack Nicklaus noch ein lockeres Probe-Ründeli zu drehen

Etwas zu früh warteten wir am Abschlag, als wir weiter oben beim unbesetzten Starterhäuschen eine kleine, leicht gebückte Frau ohne Golfgeschirr rumwuscheln sahen. Sie ging ums Häuschen und verschwand darin. Heraus kam sie mit einem recht grossen, abgewetzten, ehemals weissen Bag, der nicht viel kleiner war als sie. Nachdem sie ihn auf einen Trolley (auch aus dem Häuschen) gewuchtet hatte, trippelte sie zu uns runter.

Die tiefbraun wind- und sonnengegerbte, lokal offenbar bekannte Ureinwohnerin, grüsste knapp und begann, ohne sich vorzustellen, schwudiwups ab Gelb zu spielen. OK – wir schauten uns verdutzt an…. Ihr Ball landete nicht sehr weit unten, aber fast Mitte Fairway. Ihren zweiten Schlag böllerte sie relativ weit nach rechts zu den Bäumen, aber die Aborigine suchte ihn links. Wir riefen ihr zu: „Hallo!“ (Vorname weiterhin unbekannt), „dein Ball liegt da rechts bei den Bäumen!“. Sie schaute erstaunt um und trippelte mit ihrem Bag im Schlepptau in die genannte Richtung.

Klammer: Plötzlich sahen wir eine grosse schlanke Dame aus Richtung Abschlag zu uns runterrennen, die sich, bei uns angekommen, in sehr gepflegtem hohen Hochdeutsch entschuldigte, sie habe leider verschlafen. OK, kann ja mal passieren. Die anfangs wirklich verschlafene, sehr freundliche und geduldige(!) Monegassin spielte dann aber ein sehr gutes, zügiges Golf. Klammer geschlossen.

Aber unsere Aborigine: Sie hielt sich konsequent an ihr vielleicht im damaligen FHD gelerntes Armeegolf (links!-rechts!-links!-rechts!...) und wir mussten der guten Frau nach fast jedem ihrer Schläge zurufen, wo sie ihr Bölleli wieder finden könne. So ging das auf der ganzen Runde. Meine Flight-Partnerin verzweifelte fast und wusste nie, wann sie abschlagen konnte. Denn unsere Aborigine spielte, ohne etwas zu sagen, mal bei Gelb ab, dann ab Rot und dann mal ab Blau etc. etc. Mehr als einmal lief sie uns auch völlig unbekümmert durch die Schusslinie, wie wenn sie diesen Platz ganz alleine spielen würde.

Kurz vor dem Green des relativ steilen Par 4-Fairways Nr. 9, nach ihrem ca. vierten Schlag, nahm sie ihren Ball auf, drehte wortlos rechts ab, trippelte Richtung Starterhäuschen und war nicht mehr gesehen.

So waren wir, zusammen mit der grossen Monegassin, um eine lustige(?), ähhh, eher spezielle Golferfahrung reicher.

15. Alsace Classic

Es geschah letztes Jahr an einem schwülen Mai-Tag anlässlich der ASGI Alsace Classic in St.Apollinaire. Der Wetterbericht hatte eine unberechenbare Laune von Petrus vorausgesagt. Wir wussten also, dass er auf unserer Runde ein Gewitter loslassen könnte. Schon kurz nach dem Start sahen wir, dass sich der Himmel langsam verdunkelte und spielten argwöhnisch weiter.

Dann kam es, sehr plötzlich – und wie! Ich hatte meinen Schirm kaum aufgespannt, hatte ihn die erste aggressive Böe schon weggepustet. Petrus war offenbar sehr wütend, denn innert weniger als einer Minute prasselte der Sturmregen senkrecht und waagrecht auf uns. Wir mussten unsere Wägeli blitzartig stehenlassen und rannten im Tempo des gehetzten Affen in die nahe Blitzschutzhütte. Wer sich nicht rechtzeitig geschützt hatte, war schon patschnass.

Noch zwei weitere Flights drängten sich zu uns ins Hüttli und zu meiner Überraschung vernahm ich kein „Sch….“, „Gopferdammi“ o.ä. Im Gegenteil, wir zwölf Golfer waren so eng zusammengepfercht, dass wir es uhhhh lustig hatten, viel lachten und wild durcheinander plapperten. Es war eine ausgelassene, echt feucht-fröhliche Stimmung, während es draussen sintflutete, blitzte und krachte.

Als sich Petrus ausgetobt hatte und die letzten Blitze zuckend verendet waren, verliessen wir vorsichtig den Unterstand. Für einige kam dann das böse Erwachen, als sie ihr umgestürztes Wägeli sahen und den Schirm aus einem entfernten Gebüsch fischen mussten. Wenig später grinste schon wieder die Sonne vom Himmel und es wurde sehr schnell so schwül-feucht-heiss, dass uns nach wenigen Schlägen schon wieder der Schweiss runterlief.

Ähnliches geschah im Juli danach, anlässlich der Swiss Snowsports Golf Trophy in Engelberg. Auch dort zwang uns ein sintflutartiges Gewitter in ein Schutzhüttli. Dort mussten wir einige Golfer zwingen, ihre Golf-Trolleys wegen Blitzgefahr doch bitte deutlich weit weg von unserem Unterstand zu parken.

Dies passte aber einem älteren Herrn gar nicht, denn er hatte null-komma-null Regenschutz dabei. Doch er rannte unter mürrischem Protest „langsam“ in den Regen hinaus und schmiss seinen Trolley frustriert an ein Gebüsch. Zurück im Hüttli war er natürlich pflotschnass und regte sich weiter auf. Als wir dann weiterspielen konnten, verkündete er „Bi däm Schiisswätter spile ich sicher nüd wiiter!“, machte sich mit seiner tropfnassen „Aleggi“ von dannen und war für den Rest des Tages nicht mehr gesehen.

Ist es nicht so?: Es gibt auch für Golfer kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte oder gar fehlende Ausrüstung…

14. Ladies

Es geschah am Donnerstag, 21. Juli 2016 oberhalb Nyon am Genfersee, im wunderschönen Golfclub Bonmont mit toller Aussicht auf die französischen Alpen. 

Ich spielte dort den dritten Tag der ASGI SWISS GOLF WEEK und wusste, dass es ein heisser Golftag und das Scoren nicht leicht werden würde. Erst kurz vor dem Start lernte ich meine Flight-Gspänli kennen: Serge, ein sympathischer Mitt-Vierziger aus der Romandie, Tom ein fröhlicher Berner mit speziellem, aber erfolgreichem Golfschwung und eine unscheinbare, scheue und dünne Jugendliche, deren Name ich leider nicht mehr weiss – nennen wir sie Chantal.

Kurz vor Mittag starteten wir frohgemut auf unsere Runde. Chantal war sehr diskret und ruhig und es war eine wahre Freude, ihrem perfekten Golfspiel zuzuschauen. Wir drei Männer hatten keine Chance gegen sie und hatten in der zunehmenden Hitze schon nach neun Loch vier Ladies „produziert“ - uffff! Nach der Zwischenverpflegung nahm die Temperatur auf gut 33°C zu und unsere Konzentration somit deutlich ab.

Am Abschlag 10 war ich als Erster dran: Mein Ball knallte nach einem kurzen „Daggeltöter“-Flug an eine Baumwurzel und kam hinter mir(!) zu liegen. Mein zweiter Ball suchte sich einen Ast aus und plazierte sich friedlich grinsend knapp hinter den roten Ladies-Töggeli. Das waren also zwei, somit total schon sechs Ladies…. Mein dritter Versuch war dann mit ca. 100m „erfolgreich“.

Dann ging es in der Affenhitze weiter: Chantal erspielte sich, leicht wie ein Rehli, ruhig und konzentriert einige weitere Birdies. Aber wir Männer spielten immer schlechter und brachten dieses verdammte Bälleli an ca. jedem zweiten Abschlag nicht über die Ladies-Töggel hinaus. Es war zum Heulen, wie uns die Hitze zusetzte. Nach dem 18. Loch hatten wir drei Künstler sage und schreibe – rate mal – 11 LADIES geschossen!!! Weltrekord!

Am Loch 19 verzichteten wir dann verständlicherweise darauf, uns und Chantal die „Strafe“ für die 11 Ladies in flüssiger Form hinter die Binde zu kippen. Als wir Chantal fragten, was sie nun über das Spiel ihrer drei Flightpartner denke, antwortete sie in ihrem sympathischen französich-bernischen Dialekt bescheiden: „Ja, es isch e chlei speziöu gsi“.

Chantal stand dann am Schlussabend auf dem Siegertreppchen und hatte nach vier Turniertagen in ihrer Kategorie (trotz drei „chlei speziöuer“ Flightpartner) glatt gewonnen!

13. Hündli

Es geschah an einem Samstag anfangs Juni 2019 in einem wieder eröffneten Store eines bekannten Golf-Anbieters. 

Ich war schon einige Jahre Kunde dieses Geschäfts, doch das erste Mal nach dem gelungenen Umbau wieder dort. Was ich einkaufte, weiss ich echt nicht mehr, denn eine spezielle Geschichte zog langsam meine und der anderen Kunden Aufmerksamkeit auf sich.

Da es Samstag und regnerisches Wetter war, befanden sich nicht wenige Kunden im Geschäft und die drei Angestellten hatten deshalb alle Hände voll zu tun. Unter den Anwesenden war auch ein kleines, weisses Chruseli-Pudeli, das mit seinem Frauchen angereist war. Dieses Pudeli war sehr geduldig mit Frauchen und das mussten echt auch die Angestellten sein. Denn schon von der „Alegi“ her war die Dame gelinde gesagt auffällig und benahm sich auch so. Sie beschäftigte fast permanent zwei Verkäuferinnen, fragte nach diesem und jenem, probierte Kleider aller Schattierungen, Farben und Formen an ihre eigenen Formen, doch nichts wollte ihr passen. Langsam wurde sie „gnietig“, doch das Personal blieb professionell. Und so ging das gut 20 Minuten hin und her und einige Kunden mussten deshalb warten. 

Die extravagante Dame hatte sich immer noch für nichts entschieden und beschäftigte das Personal sinnlos weiter. Alle spürten, dass die Spannung im Laden langsam stieg und erwarteten einen baldigen Rauswurf. Und ein solcher kam dann auch tatsächlich, aber von unerwarteter Seite, nämlich vom Enddarm des Chruseli-Pudeli mit seinen treuherzigen Glubschaugen: Das arme Hündli konnte „es“ nicht mehr verhebe und warf sein schmieriges Hüfeli halt raus, direkt vor die Theke. Ooouuups! Frauchen bemerkte das sehr wohl, tat aber nichts dergleichen und verliess mit ihrem Pudeli schnell und leise den Laden, ohne etwas gekauft zu haben. Ja, das gibt es!

Lehre daraus: Sei vorsichtig, wo du hintrampest, wenn vor der Theke eines Golfgeschäftes ein gelangweiltes Hündli zu lange warten muss…..

12. Parcours Gourmands

Es geschah am 15. Juni 2021 am Parcours Gourmands der ASGI im GC Niederbüren. 

Nachdem wir Vier das uhhh schmale Eisen-Brüggli über die Thur ohne Kratzer am Auto erfolgreich überquert hatten, genehmigten wir uns auf der Terrasse vor dem Start noch einen kurzen Mut-Drink. Frisch gestärkt und frohgemut liessen wir unsere Drives ab dem Tee 1 über das pfeifengerade Fairway sausen.

Nach dem erfreulichen Einlochen zum ersten Birdie, zogen wir plappernd vom Green weg. Dann zerriss plötzlich ein gellender Schmerzensschrei die klare Morgenluft. Unser „Unfall-Dani“ (Ihr erinnert Euch vielleicht an meinen letzten Blog-Eintrag….) lag mit Schmerz verzerrtem Gesicht am Boden und wälzte sich stöhnend hin und her. Der arme Kerl war in ein mit Gras überwachsenes nicht sichtbares, fieses Sprinklerloch getrampet, das sein rechtes Fussgelenk fast rechtwinklig abknickte.

Wir halfen Dani sorgfältig auf, doch er wollte zugunsten unseres Teams unbedingt weiterspielen. Unter zunehmenden Schmerzen und mit zu Driverkopf-Grösse aufschwellendem Fuss quälte sich Dani mit erstaunlich guten Schlägen (u.a. mit einem Birdie im Alleingang!) knallhart und tapfer bis zur Zwischenverpflegung durch. Dort organisierte ihm Nicolas Thommen von der ASGI ein „Wägeli“. „Zäch“ wie Dani ist (wie Ex-BR Ueli Maurer), unterstützte er unser Team fahrenderweise nach besten Kräften bis zum 18. Green. Auf einem Green versenkte er als Vierter sogar noch den Putt, den wir Drei nicht verwertet hatten. Doch der Fuss schrie „Dani, gang mit mir zum Dokter“, was er nicht überhören konnte. So fuhr er dann schliesslich selber noch nach Hause!

Für den anschliessenden Gaultmillau-Schmaus bei Bernadette Lisibach in Lömmenschwil fehlte uns dann aber – auweia! – der 4. Tischgenosse! Die kurzfristig aufgebotene „Profiteurin“ für den wunderbaren Sommerabend unter der Gartenlaube war eine liebe Kollegin aus Luzern, die gerne einsprang und den Abend dann auch sehr genoss. Dani hatte ihr kostenlos seinen Platz und sogar das Hotelzimmer überlassen!

Des einen Leid, des anderen Freud……  

Dani gnagte und dokterte nach diesem Tag noch viele Wochen lang an seinem Aussenbandriss herum, bis er dann endlich wieder – vorsichtig alle Sprinklerlöcher meidend – Golf spielen konnte.

11. Crans Open

Es geschah am 24. August 2016 im wunderschönen GC Domaine Imperial am Genfersee. 

Unser fröhlicher Flight hatte bei schönstem Wetter die ersten neun Loch unfallfrei hinter sich gebracht und die Zwischenverpflegung wahrlich feuchtfröhlich genossen. „Feuchtfröhlich“ war vielleicht ein kleiner Fehler. Denn bei einem der nächsten Abschläge hatte unser Flightpartner Dani dann aber Pech: Nach wunderbarem, kräftigem Swing wollte sein Kopf, also ich meine sein Driver-Kopf, nicht mehr bei Dani bleiben und machte sich mit trotzigem „Wumm“ auf den Weg in die luftige Selbständigkeit! Genau gesagt machte er deutlich mehr Flugbahn-Meter als Danis Ball… Ja-nu, es waren ja nur noch wenige Löcher zu spielen und Dani hatte noch anderes Longhitter-Geschirr dabei.

Dummerweise musste (durfte) Dani dann aber am nächsten Tag das anspruchsvolle ASGI Crans Open spielen, was ohne Driver nicht so einfach war und nicht wirklich zu seinem besten Resultat beitrug. Zu seinem Schutz bewog er seinen verständnisvoller Mitspieler Michel, die ihnen zugeteilten beiden Damen im Flight etwas von seinem Spiel abzulenken, was Michel dann auch sehr scharmös und erfolgreich tat. Kennt Ihr das ärgerliche Elend, wenn sich in einem Turnier der eigene Driver-Kopf selbständig macht? Es kann auch auf der Driving Range passieren, wie einem ehemaligen nicht golfenden Gymi-Freund, den ich letzten Herbst zu einer schnupprigen Neun-Loch Runde im GC Winterberg eingeladen hatte. Abgesehen von seinen nicht erlaubten Jeans, über die er eine geliehene Greenkeeper-Regenhose ziehen musste, verhielt sich Hannes vorbildlich.

Doch als er danach unter meiner Anleitung auf der Driving Range einige Schwünge probierte, flog ihm, ohne dass er einen sichtbaren Fehler gemacht hatte, mein uhh teurer Driver-Kopf davon. Ratlos, schockiert und immer bleicher werdend, stand der arme Jeans-bewehrte Hannes auf der Matte. Und als ich ihm dann angeblich noch vorwarf, jetzt habe er gopfertelli mein 10‘000 Franken-Teil ermordet, war es um ihn geschehen. Doch ich liess ihn nicht lange leiden und erklärte ihm wohlgesinnt, dass mein Driver schon über sieben Jahre alt gewesen sei und der wahrscheinliche Ermüdungsbruch sicher bald auch mir passiert wäre. Oh, war der liebe Hannes erleichtert, als er realisierte, dass dieser Schnuppertag bei einem Drink auf der Clubterrasse doch noch ein gutes Ende nehmen würde.

P.S.: Und was unserem „Unfall-Dani“ im Sommer 2021 wieder Dummes passierte und wer davon freudig profitieren konnte, erfährt ihr in der nächsten Kolumne.

10. Schottland, St.Andrews, Old Course

Es geschah am Freitag, 15. April 2016. Ort der Handlung: Schottland, St.Andrews, Old Course.

Mein lieber Freund Peter hatte mich erfolgreich motiviert, doch einmal zum „Home of Golf“ mitzukommen. So hatten wir dann eine relativ teure, aber in allen Belangen super-perfekt organisierte Golfreise dorthin gebucht. Am Sonntag nach der Ankunft spazierten wir gemütlich über den Old Course und beschnupperten schon mal diesen weltberühmten Platz. Das machen viele Leute (auch Nicht-Golfer) so, denn der Platz ist zum Spielen sonntags gesperrt und jedermann darf darauf spazieren gehen.

Nach einigen schönen, aber meist windigen Runden auf Plätzen in der Gegend hatten wir dann am Freitag vor der Abreise eine ganz besondere Ehre: Ein Abschluss-Turnier auf dem Old Course – wow! Schon nur um dort einmal zu spielen, verbringen viele Leute eine Nacht im Schlafsack vor dem Starthaus, um ev. einen der uhhhh begehrten Startplätze zu ergattern!

Nach dem leicht pompösen, aber würdigen Empfang inkl. Start-Whisky berührten unsere sauber geputzten Golfschuhe endlich das heilige Tee 1. Fotos – klick-klick-klick! Mit erhabenem Gefühl donnerten wir unseren ersten Drive in den noch sonnigen Himmel und dann den 3. Schlag an der berühmten Swilcan Bridge vorbei aufs erste Grün. Doch schon sehr bald bestrafte uns das Schotten-Wetter: Zuerst kam Wind, dann Regen und schliesslich noch Schneegraupel waagrecht daher – brrrrrr – und das Spiel wurde gelinde gesagt schwierig. Doch wir performten erstaunlich gut.

Vor uns spielten Koreaner, Amerikaner und Taiwanesen. Und die spielten sooooo ätzend langsam, dass wir beim Stehen fast erfroren, obwohl wir doch einige wärmende Schichten anhatten. Nachdem wir dann nach vielen Stunden den Ziel-Whisky am Green 18 runtergeschüttet hatten, eilten wir wie‘s Bisiwätter ins nahe Hotel, um uns endlich von dieser winterlichen Runde aufzuwärmen.

Am Abend bei der schön arrangierten Preisverteilung kam für uns dann die finale Ernüchterung: Die meisten Preise gingen - dammi nomal - an die oben erwähnten Nationen, was wir kaum glauben konnten, nachdem wir deren Spiel doch relativ nahe hatten verfolgen können. Beweisen konnten wir natürlich nichts, doch ein leicht fahler Nachgeschmack blieb leider haften, denn wir hätten ja auch ein Priisli verdient.

Doch als Ganzes war diese Woche so toll, dass ich sie und besonders die wirklich einmalige Golfrunde auf dem „heiligen“ Rasen des Old Course nie vergessen werde!

9. Begegnung mit einem Bär

Es geschah in der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober 2022.

Ich war bei Flutlicht in einem Vierer-Flight am Golfen. Wir spielten ein abfallendes Fairway, beidseitig gesäumt von dichtem Wald. Die Spielbahnen hellgrau beleuchtet, mystische Stimmung wie in „Herr der Ringe“. Da erschien in ca. 50m Entfernung von rechts aus dem Wald plötzlich ein sehr grosser Ameisenbär, seinen Kopf mit der langen Nase hin und her schwenkend und blieb in der Mitte unserer Spielbahn stehen. OK, das war ja noch nicht ein so grosses Problem. Doch das nächste war dann schon eines!

Denn hinter dem ersten Tier erschien plötzlich ein riesiger Braunbär, baute sich mitten im Fairway frontal vor uns auf, schnüffelte erst prüfend in der Luft herum und starrte uns dann unvermittelt an. Und er starrte und starrte, intensiv und sehr, sehr lange… Dann setzte er sich ganz langsam aber zielstrebig in Bewegung, schnurgerade auf uns zu. Kurz vor einem ca. einen Meter hohen, aber kurzen Abhang hielt er an und starrte uns weiter an. Ich dachte mir, den kannst du nun todesmutig von oben her erschlagen. Ich zog sofort meinen neuen ONOFF-Driver aus dem Bag (erst dieses Frühjahr hatte ich dieses sauteure Teil neu gekauft) und holte zu einem wuchtigen Schlag aus.

Da ertönte von hinten ein gellender Schrei einer Golferin in unserem Flight: „Nein tu’s nicht, das schaffst du nie!!!!“ Aber ich kümmerte mich nicht darum, stürmte heldenhaft vorwärts und wollte – wie in einer mittelalterlichen Schlacht - Meister Petz meinem Driver über den Schädel ziehen. Doch oh weh, während ich ausholte, stürzte ich kopfüber die kleine Geländestufe hinunter, direkt auf den nun gigantischen Rachen dieses Raubtiers zu. Während im Flug das Gelände unter mir durchzog und mein schöner Driver-Schaft zersplitterte, verschwand ich plötzlich in einer eigenartigen grauen, nebligen Wolke, in der ich schreiend versank….

Schweissgebadet erwachte ich und realisierte erleichtert: Uffff… – es war zuhause, in meinem Bett und nur ein schlechter Traum!
 

8. Ticino Classic

Es geschah an der letzten ASGI Ticino Classic, am 5. Oktober  22, am ersten Turniertag im GC Lugano-Magliaso.

In unserem Dreier-Flight setzte Marion ihren Ball ganz normal auf das Tee und holte zum Schlag Richtung Green dieses Par 3 aus. Kräftig liess sie ihren Schläger auf die Kugel runtersausen. Doch das Kontaktgeräusch hörte sich irgendwie komisch an. Niemand sah ihren Ball wegfliegen. Ich befand mich zwischen Marion und meinem Golfwägeli, das ca. drei Meter neben mir stand. Kurzes gespanntes Warten.

Dann, neben mir ein sattes „Plopp“. Ufffff – was war denn das? Als wir Drei uns in Richtung dieses Geräusches bewegten, sahen wir es: Ein HOLE IN ONE!! – und dies haargenau in meinen schräg am Wägeli angehängten Trinkflaschenhalter. Aber nicht nur einfach da drin lag das weisse Bölleli, sondern oben auf dem Deckel meiner Eistee-Flasche, schön ruhig und neckisch grinsend. Wow, was für ein Kunststück! Wir staunten nicht schlecht ab Marions „Spezialschlag“ und lachten alle herzlich darüber.

Doch für Marion bedeutete das leider „unspielbarer Ball“ und Droppen mit einem Strafschlag. Der nächste Schlag gelang ihr dann aber zum Glück super.

P.S.: Erst im Nachhinein hatte ich realisiert, dass mich Marions Kugel leicht hätte erschlagen können, da ich so nahe an meinem Wägeli gestanden hatte….

7. Golfplatz Engelberg

Es geschah dieses Jahr am 6. September auf dem Golfplatz Engelberg. 

Mein lieber Freund Jo und ich spielten als Team ein Turnier der Traumreisen-Trophy und hofften natürlich, uns für das Finale im Oktober in Spanien zu qualifizieren.

Nach einer Start-Stärkung stürzten wir uns auf Tee 1 ins Rennen. Dieses lief auf den Front-Nine nicht supi-supi, doch so, dass wir uns noch Hoffnung machen konnten. Nach der Zwipf teete Jo, ein wirklich guter Golfer, auf der Zehn auf und haute seinen Driver kräftig durch die weisse Kugel. Dann geschah es!: Die Kugel flog fast im 45°-Winkel im Garacho des gehetzten Affen rechts über den Zaun direkt auf den vollen Parkplatz. Ting-Tong-Päng-Toing! Dann Grabesstille und betretenes Schweigen.

Uffff, wo ist die weisse Kugel und hat sie ev. ein Auto beschädigt? Unsere  gemeinsame Suche brachte das Bölleli nicht zum Vorschein.  

Mit schlechtem Gewissen schlug der Sünder den zweiten Ball. Doch dieser gehorchte auch nicht und kam weit vorne links unmittelbar vor der Scheunenecke direkt am linken Aus-Pfosten zu liegen. Da Jo dort unmöglich frei schwingen konnte, entfernte er frustriert den weissen Pfosten. „Hee-eey“,  riefen wir ihm zu, „das dörfsch nöööööd“. Verwirrt steckte der arme Jo den Pfosten wieder in sein Loch. Doch der Unbill nicht genug:  Sein nächster Schlag zuerst an die Kugel und dann mit dem Eisen direkt an den Pfosten geriet auch zum Desaster. Der Pfosten flog in die Waagrechte und die Kugel mit einem lauten Knall oben an die Scheunenwand, dann zu Jo zurück und kam wenige Meter neben ihm wieder zu liegen.

Sch……, so  viel Pech! Vor lauter Situationskomik konnten wir zwei Flightpartner nicht anders, als uns zu krümmen vor Lachen – sorry Jo! Der dritte Schlag gelang leider auch nicht, sodass Jo dieses Par 4 entnervt streichen musste. Nach der Runde meldeten wir dann das Parkplatz-Malheur pflichtgemäss im Sekretariat.

P.S. 1: Jo und ich qualifizierten uns dann leider nicht für das Finale, was aber nicht nur an ihm, sondern v.a. an mir lag.

P.S. 2: Per WhatsApp mit stolzem Foto meldetet mir Jo kürzlich, dass er mit 43 netto soeben ein Turnier gewonnen hatte. Einen Tag später konnte ich ihm mitteilen, dass ich mit bescheidenen 36 netto die Gästewertung eines Einladungsturniers gewonnen hatte. „Himmel nomal“, nächstes Jahr sollten wir den Traumreisen-Final doch wirklich schaffen! 

6. Busfahrt

Es geschah in der Schweiz, auf einem kleinen Carparkplatz in Kloten.

Wir, eine kleine Reisegruppe mit Organisator Hanspeter, warteten im Nieselregen auf unseren Kleinbus, der uns ins Hartl Golf-Resort nach Bad Griesbach im Rottal in der Nähe von Passau bringen sollte. Doch das Büsli, gebucht in irgendeinem entfernten Urkanton, traf fast eine Stunde zu spät ein. Der ja, sagen wir mal, eigenartige, kleine junge struppige Chauffeur trug ein fuseliges weisses Leinenhemd, an dem anstelle einer Krawatte, oben schräg eine braune Fliege hing – in Form eines Propellers aus HOLZ! Er war sich gar keiner Verspätungsschuld bewusst und quetschte unser Gepäck in das zudem noch zu kleine Gefährt.

Der  Jüngling,  der  seine  Fahrprüfung  vermutlich eben erst gestern gemacht hatte, fiel gelinde gesagt, durch einen eigenartigen, vielleicht zentral-schweizerischen Fahrstil auf, der schon bald zu leicht bleichen Passagiergesichtern führte. Denn er fuhr rechts immer wieder ganz nahe an oder zeitweise auch über die weisse Leitlinie, sodass wir jedes Mal den Atem anhielten und dachten, ob das wohl gut komme. Doch schliesslich erreichten wir unversehrt, aber nicht sehr erholt, Bad Griesbach.

Nach einigen schönen Golfrunden in diesem riesigen Resort (dort gibt es sogar eine sog. Hackerwiese für blutige Anfänger ohne PR…) traten wir am späteren Nachmittag unsere Heimfahrt an. Und schon bald fuhr der Holzpropeller-Junge wieder regelmässig an oder leicht über die rechte weisse Leitlinie. Als es langsam dunkel wurde entschieden Hanspeter und ich, uns abwechslungsweise vorne ganz nah  neben den Propeller zu setzen um notfalls gleich selbst ins Steuer greifen zu können. Ob das allenfalls geholfen hätte, einen Crash zu vermeiden, steht in den Sternen. Doch nach gut 460km schweisstreibenden Hoffens landeten wir wieder in Kloten, heilfroh, die beiden Fahrten lebend überstanden zu haben…..

Merke: Akzeptiere nie einen Chauffeur mit Holzpropeller am Hals!

5. Bööördibuech

Es geschah vor einigen Jahren im Hartl Golf-Resort in Bad Griesbach im Rottal, Golfplatz Uttlau.

Frühmorgens, kurz vor dem Start, war unser noch nicht ganz waches Reisegrüppchen auf oder neben dem sonnigen Putting-Green. Jeder und jede puttete friedlich, nodderte etwas im Bag, etc. etc. Es war so schön und ruhig. Dann - Riss in die Stille! Atemlos, leicht verspätet, kommt Eugen und schreit laut und aufgeregt übers Land: „Hät öpper es Bööördibuech??“ und gleich noch ein zweites Mal, wieder laut: „Hät öpper es Bööördibuech??“ Alle erstarren, staunen und schauen den leider schon vorher als eher schwierigen Zeitgenossen bekannten Golfer fassungslos an. Natürlich hatte niemand ein Bööördibuech für Eugen.

Leider war dann Eugen ausgerechnet in unserem Flight und benahm sich von Anfang an in jeder Hinsicht unmöglich. Bis es uns am 3. Loch „de Huet glupft het“ und wir Eugen so zusammenschissen, dass er nur die Wahl hatte, zu schweigen und sich zu benehmen oder unseren 4er-Flight blitzartig zu verlassen. Doch Eugen blieb und schwieg. Es war eine wirklich lustige Restrunde. An den Folgetagen durften dann Andere ihn ertragen….

P.S.: Den Vornamen habe ich zum Schutz von „Eugen“ geändert…

Wie wir die Fahrt in einem kleinen Bus nach Bad Griesbach und zurück in die Schweiz überhaupt heil „überlebt“ haben, erfährt Ihr im nächsten Blog.

4. Strafschläge

Die SWISS GOLF WEEK ist bekanntlich immer das golferische Highlight der ASGI-Saison. Auch dieses Jahr im Wallis – aber verdammi heiss! Und so kam es, dass in Leuk am 3. Spieltag etwas passierte, das ich in meinen langen Golfjahren und der vermeintlichen Kenntnis dieses Platzes noch nie erlebt hatte.

Es schien, dass in unserem Dreier-Flight, bestehend aus Fred, Heino und mir, auch wegen dem nicht eintreffenden Nachmittags-Wind – nach der Zwischenverpflegung die Hirni offenbar schon etwas geschrumpft waren. Denn nach dem Green 12 übersahen wir überhitzte Deppen den Schwenk zum Loch 13 und spielten schlapp und halb blind gleich die Bahn 16! Und dies, nachdem mind. Fred und ich diesen Platz ja schon kannten.

Nach dem Feststellen des Irrtums spielten wir die 16 zügig fertig und eilten über das Fairway zurück zum Abschlag 13 (das soll ja eine Glückszahl sein….). Au weija, da stand aber schon ein Flight, nach dessen Abschlag wir uns dann in den Ablauf reinquetschen konnten. Da diese drei Spieler aber leider extrem langsam und wir ja „im Hinderlig“ waren, liessen sie uns auf der 14 widerwillig durchspielen. Darauf erreichten wir mit Ach und Krach die 15, dann direkt die 17 und schliesslich die 18. Uffffff!

Wir informierten dann unseren Gruppenchef Nicolas über das Malheur, aber er war auch ratlos, wie die Resultate von uns Hornochsen nun gewertet werden sollten. Nicolas gab sich grosse Mühe und klärte die leidige Sache mit der telefonischen Hilfe von Schiedsrichtern: Das Verdikt lautete zusammengefasst: 4(!) Straf-schläge pro Spieler. Damit war die Sache für Heino und Fred erledigt, aber nicht für mich.

Da ich Joggel nämlich auf dieser Runde versehentlich einmal noch Freds Ball statt den Meinen gespielt hatte…. – was kommt jetzt wohl? – kassierte ich noch zwei zusätzliche Strafschläge!! Also für mich total SECHS!! So wirklich geballte doofe Fehler hatte ich vorher noch nie gemacht und musste dafür mit 30 statt den wunderbaren 36 Netto-Punkten den anschliessenden Apéro schlürfen. Doch zum Glück konnten Fred, Heino und ich danach über unser Leuk-historisches Missgeschick nicht nur den Kopf schütteln, sondern auch lachen.

Nun hoffe ich, dass die liebe ASGI mir meine helvetische Amateur-Lizenz per 01.01.2023 nicht entzieht….

3. ASGI Clubmeisterschaft

ASGI-Clubmeisterschaft am 1. Juli 2022 im GC Sempachersee.

Das ist jedes Jahr ein toller Anlass. Nach der Preisverteilung durch Nicole und Nicolas und der Krönung unserer besten Golferinnen und Golfer genossen wir ein feines Nachtessen an schön gedeckten Tischen. Später tröpfelten dann die Teilnehmenden langsam nachhause, bis sich ein „harten Kern“ von ca. zehn Mitgliedern an einem runden Tisch zusammenfand.

Und dann ging’s los: Wir erzählten Witze, Anekdoten, lachten viel und blödelten auch etwas herum. Und unser lieber Jean-Pierre führte uns per Handy seine liebsten Spotify-Songs vor, die aber in der  Hochstimmung etwas untergingen.

„Loset, loset“ rief er immer wieder – „uhhhh das isch en ganz en schöne Song – loset!!“ Und  dann  geschah  etwas  völlig Unerwartetes: Eine junge Serviceangestellte hatte  Jean-Pierres  Not  erkannt  (es  war unterdessen bereits ca. 23.30h) und stellte uns unvermittelt einen kleinen runden Bluetooth-Lautsprecher mitten auf den Tisch. Und dann ging die Post ab! Jean-Pierre machte die Musik immer lauter und alle Kehlen sangen dazu seine „historischen“ Lieblingssongs, während Anita die Fete lachend filmte. Und so ging die Party weiter, bis wir dann – unter fröhlichem Dank an die besagte  Serviceangestellte – den Club so gegen 00.30h in der Früh verliessen. Herzlichen Dank an das uhhhh tolerante Personal!

Ich hatte vorher noch nie einen so ausgelassenen, lustigen Meisterschaftsausklang erlebt, der allen Beteiligten sicher noch lange in bester Erinnerung bleiben wird.

2. Belek Reise

Ende Dezember 2010 war ich Mitglied einer Golfgruppe in Belek. Wir trugen meist mehrere Kleiderschichten, da es kalt und gruusig nass war. An einem Turniertag – wieder echt garstiges Wetter – war ich zusammen mit zwei Damen im letzten Dreier-Flight. Beim Halfway-Haus liess es der türkische Wettergott wie aus Kübeln schütten. Wir waren schon ziemlich pflotschnass, sodass die Damen entschieden, „ihr“ Turnier hier abzubrechen und ins Clubhaus zurück zu schwimmen. Ja dammi nomal – und ich – gaht’s no? Ich wollte die Wasserspiele nämlich fortsetzen (denn ich bin wie Ueli Maurer „en härte Siech“), was mir der dort anwesende Reiseleiter überraschenderweise so erlaubte: 

„Also, du spielst alleine weiter, schreibst deine Schläge aber ehrlich auf, ich zähle auf dich!“ 

So pflotschte und spielte ich mich mutterseelenallein durch die bewässerte Pampa, ähhh Pampe und kam nach weiteren knapp zwei Kampfstunden ins Clubhaus zurück. Ich hatte echt schlecht gespielt und meine aufgeweichte Scorekarte wirklich korrekt geschrieben. Ich war froh, über dieses nicht Hcp-wirksame Resultat, denn eine Super-Rundi hätte mir eh niemand geglaubt. Meine beiden Flight-Partnerinnen liebte ich dann nicht mehr wirklich….

Wenn Frau Muggli das erfahren hätte… - Ihr wisst ja schon….

1. Golferfahrungen

Kürzlich habe ich zugegeben, beim Golfen vor vielen Jahren es bitzeli bschisse zu haben: Auf der Driving Range, wo ich jeweils übe, habe ich mir heimlich ein vor meinem Mätteli liegendes Bälleli mit Erfahrung zurückgefischt, das ich eigentlich hätte bezahlen müssen. Das geht natürlich gar nicht. Und weil ich das miese Gefühl nicht mehr loswurde, dass mich dabei jemand gesehen hatte, schwor ich mir, mein ganzes künftiges Golferleben nie mehr z’bschiisse.

Umso verwirrter war ich dann als frisch gebackener Neu-Golfer anlässlich meines ersten Turniers. Natürlich war ich schon am Start hypernervös. Von unserem Dreier-Flight war ein Spieler ausgefallen und meine Mitspielerin schien eine sehr ehrgeizige Dame zu sein. Ich war logischerweise ihr Zähler und hatte noch keine Ahnung, wie all das mit den Brutto- und Netto-Punkten und dem Zählen geht und konnte vor Aufregung kaum meine eigenen Schläge, geschweige denn die ihrigen zählen. Dies erkannte die Dame offenbar rasch, nützte es brutal aus und erklärte dem zitterndem Golf-Läugeli sanft: Da „die Sache“ ja sehr kompliziert sei und sie ja Erfahrung habe und damit ich mich bei diesem hudligen Regenwetter schön auf mein erstes Score konzentrieren könne, übernehme sie gerne das Schreiben unserer Karten. Den ganzen komplizierten Rest, rechne dann ein Computer aus. Am Schluss unterschrieb ich dann – unter leichtem psychologischem Druck – aber einigermassen arglos und pflichtbewusst unsere Karten, obwohl mir meine noch unerfahrene innere Golfstimme später sagte, dass da vielleicht doch etwas irgendwie nicht habe stimmen können. Ich denke, Frau Muggli hätte sogar noch im Grab zugegeben, dass auch das nun wirklich nicht geht!

Im Laufe meiner langen Golfjahre habe ich erfahren, dass dieses Spiel viele - sagen wir bescheiden - verschiedene Facetten der menschlichen Psychologie zu Tage fördert. Das oben Erzählte war schon mal ein erstes Tüpfli auf’s i.

Einst waren wir auf einer ASGI-Reise in Marokko mit Meersalzwind im Gesicht am Links-Gölflen. Ein grosser schlanker Herr in unserem Flight jagte seinen schönen neuen Ball mit dem dritten Schlag seitlich in eine Pflanzung voller Fleisch- und Ball fressender Sträucher und stachliger Sukkulenten. Nett wie wir sind und wie es sich gehört, halfen alle beim Suchen in den die Beine zerkratzenden Gewächsen – ohne Erfolg. Ich ging dann auch zurück zu meinem Trolley, drehte mich kurz um und sah, wie der grosse Schlanke diskret einen Ball fallen liess und rief „Ich habe ihn gefunden“…. Das war schlicht nicht möglich. Sein nächster Ball kam auf einer mit gutem Kurzgras bewachsenen, kaum erkennbaren Wägeli-Spur der Greenkeeper zu liegen. Es war aber mit Sicherheit kein das Spiel behindernder Weg. Er: „Ich liege auf der Strasse, ich darf besserlegen“. Sicher nicht! Er hob den Ball auf und legte ihn in aller Selbstverständlichkeit an anderer Stelle wieder so hin, damit es ihm passte und befördert ihn weiter. Frau Muggli hätte sich bei diesem wiederholten Bschiss gleich nochmals im Grab umgedreht. Dies war dann das einzige Mal in meinen 18 Golfjahren, dass ich eine Karte nicht unterschrieben habe.

Es gibt auch Mitglieder von normalen Clubs, die fast immer nur die gleichen Mauslöcher ums Clubhaus herum spielen und die geltenden Golfregeln eher vom Hörensagen als vom Anwenden kennen. An einem Hcp-relevanten Einladungsturnier einer renommierten Automarke spielte eine Dame des Clubs mit und pfefferte einen Drive vermutlich ins Aus. Provisorischer Ball – Fehlanzeige – nicht nötig. Nachdem wir alle den Ball nicht gefunden hatten, dropte die Dame einen 2. Ball in der Nähe der Suchstelle im Semirough und spielte dann ohne Augenzwinkern weiter. Ich war nicht ihr Schreiber und wunderte mich, dass dies bei den anderen zwei Mitspielern trotz meiner Intervention durchging.

Im Oktober 2007 standen mein Sohn und ich in den Ferien südlich von München auf einem renommierten Golfplatz am Tee 1. Wir wollten mit dem sehr freundlichen Mitglied Gisela das Spiel beginnen, als eben noch Günther, ein Clubkollege auf seinem Cart angefahren kam und mitspielen wollte. Gisela: “Hallo Günther, schön, dass du mit uns kommst“ musste sie netterweise sagen. Den besagter sehr, sehr korpulenter, fast gehunfähiger, betagter Mann mit kurzen braunen Manchesterhosen und zerschlissenen Hosenträgern an seiner Tonne hatte seinen Fifi auf dem Nebensitz dabei. Ich am Abschlag – Backswing – Downs….. „kläff-kläff-kläff – ich überrascht und erschrocken, Abbruch. Neuer Anlauf: Backswing – Downs….. „kläff-kläff-kläff – ich jetzt etwas hässig. Beim dritten Anlauf klappte es dann kläff-frei. Das kann ja über 18 Loch heiter werden, dachte ich. Mein Sohn nahm’s locker, Gisela schwieg. Fifi musste natürlich nicht immer auf dem Wägelisitz bleiben, sondern durfte angeleint auch mal am Fairway schnuppern. Und so bat mich dann die Manchestertonne auf dem vierten Fairway keuchend: „Können Sie (nicht du….) bitte mal halten!?“ und drückte mir das rosa Leinchen seines Köterli in die Hand. Na, was machst du dann? Natürlich das arme Hündli halten und dir nichts anmerken lassen, du bist ja Gast hier. Nachdem der Hosenträger bewehrte Günther sieben von neun Drives ins Kraut gejagt hatte, gab er nach 9 Loch entnervt auf und fuhr mit seinem Wägeli samt Köterli von Dannen. Der lieben Gisela war das alles so nicht recht und peinlich, dass sie sich an Loch 10 in aller Form bei uns für Günther entschuldigte. Ein Wunder, dass dieser mir am Tee 1 nicht gleich noch das „Tages-Du“ angeboten hatte, das bei älteren deutschen Golfern tatsächlich passieren kann.

Ja, und da gibt es z.B. noch das Schneewittchen mit dem immer gleichen roten Röckchen und den weissen Beinchen. Mit ihm will partout kaum jemand spielen, denn es ist halt ein ewiges Nörgeli und Besserwisserli, das den Flight jeweils akribisch überwacht und zurechtweist, was nicht unbedingt zur frohen Stimmung beiträgt.

Aber es geht doch Euch allen wie mir: Über 99% meiner Golfrunden habe ich mit tollen Menschen verbringen können, von denen einige echte Freunde geworden sind – Golf sei Dank! Unter anderem der quirlige kleine welsche bilingue Golf-Rentner, der auch fast all die tollen Schweizweiten ASGI-Events mitmacht und mit dem man unendlich Spass haben kann. Oder das fröhliche Päärli aus dem Kanton Luzern, das immer gut gelaunt so oft es geht an unseren Turnieren teilnimmt. Oder der spassige Golffreund aus dem Zürioberland, der sich sooooo über seine Fortschritte freut, seit er mit kürzeren Schäften spielt. Ich könnte zum Glück noch viele weitere aufzählen. 

Das Corona-Virus hat viel Leid verursacht, das ist traurig und das wissen wir alle. Aber es gibt zum Glück auch das Golf-Virus, das sehr viel Freude bereitet und die meisten Golferinnen und Golfer zeitlebens nicht mehr loslässt. So können gerade in der golfarmen Winterzeit schon mal schüüli ecklige Entzugserscheinungen auftreten, wogegen es zwei probate Mittel gibt: Entweder du gehst einmal pro Winter eine Woche in nahe wärmere Gefilde golfen und kürzest so die Winterzeit ein wenig ab. Oder du schaust dem Schneedrachen in den Rachen und stapfst mit deinen Schneeschuhen über einen frischverschneiten Golfplatz. Das habe ich letzten Winter im Ybrig kurzfristig gemacht, als ich tags zuvor per Club-Webcam auf einem Brüggli ganz einfach die Höhe der Neuschneedecke abschätzen konnte. Probier es aus, z.B. auch im Jura, in Les Bois oder sonst wo! Es gibt dir ein völlig neues weiss-grünes, befreiendes Golfgefühl: Totale Stille, kein einziger Fehlschlag, keinen Ball suchen, Null Ballverlust, nie schwitzen, seinen Gedanken nachhängen, den Schneeflocken lauschen und das alles erst noch gratis. Da sind all deine 247 gespielten Golfplätze in der Schweiz und im Ausland kaum mehr relevant und du spürst langsam, dass du dieses Wunder-Virus nie mehr loswerden willst….

Als ich diesen Text vor dem Versenden einem lieben nicht-golfenden Freund zeigte, schrieb mir dieser zurück: „Auch wenn man nichts vom Golfen versteht wie ich, eine sehr unterhaltsame Geschichte. Und auch musste ich einsehen, dass das Golfen nichts Elitäres ist wie manchmal behauptet wird! Sondern etwas, das auch mit den menschlichen Schwächen lebt. Schön!“